
Bildquelle: pixabay
Da, wo früher der kleine Tante-Emma-Laden sein Schaufenster hatte, um seine Ware vorzustellen, hat der Onlineshop seine URL, seine Startseite und seinen Content – altmodische Bezeichnung: Inhalt. Und spätestens da trennen sich die Zielgruppen spontan voneinander. Während Autofahrer gerne beim Lesen des Contents den informativen Mehrwert mitnehmen, dass man unterschiedliche Frostschutzmittel nicht ungestraft miteinander mischen darf – weil’s sonst flockt -, setzt der Technikfremde auf das Qualitätssiegel, na von? Von Tech Nick, genau. Bei Möbel Boss tönt Cindy ihre werbenden Prollparolen und im Suchmaschinen-Futterteil des Shops steht schon mal was von Helene Fischer – einfach nur, um auch mal gefunden zu werden. Ach ja, was hat das Ganze mit „Sex sells“ zu tun? Nix. Aber die Überschrift hat ausgereicht, um den Text wenigstens bis hierher zu lesen.
Müssen etwa einprägsame Floskeln und Phrasen verwendet werden, solche, die man sich merken kann und die man auch pausenlos selber zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit wiederholen kann? Müssen nicht – scheint aber zu helfen, irgendwie, irgendwem.
Wer mehr isst, als er trinken kann, kann öfter auf Toilette, als er muss.
Dieser Satz von Sascha Grammel macht keinen Sinn, klingt von seiner Satzmelodie her aber überraschend und lustig. Weil sich einem der Satz so gar nicht erschließen will, in den Medien doch aber nur Sinnvolles steht, ist man auch geneigt, diesen verstehen zu wollen. Aber genau das geht eben nicht. Dann will man wenigstens wissen, woher er kommt – und schon ist er werbewirksam und „funktioniert“. Ja, so was kann eben wirklich ins Hirn knallen – wenn denn eins da ist. Bei dieser Gelegenheit ein kleiner Verweis zu „Hirn ist aus“ von Urban Priol.
- Scheint die Sonne auf das Schwert, macht der Segler was verkehrt.
- Treffen sich zwei Jäger – beide tot.
- Ich habe bei Weight Watchers angerufen – aber da hat keiner abgenommen. Muaaaah.
- Meine Güte, es ist unglaublich, was bei Bild Nr. 8 zu sehen ist. Denn da passiert etwas Unvorstellbares.
Ist es wirklich das, was wir wollen? Eine erstaunlich breite Masse offensichtlich schon. Vielleicht eine Frage des Alters?
Egal, ich mache mir jetzt erstmal einen geilen Kaffee.
Ich denks mir auch oft, wenn ich solchen Kram lese… Ich frage mich, wann sich das Ganze rückwärts entwickelt. Denn irgendwann kommt ja der Punkt, wo man gewisse Sachen nicht noch mehr übertreiben kann. Ich übe mich manchmal in Zukunftsvisionen, was wohl danach kommen mag. Aber bis jetzt bin ich noch nicht auf den alles entscheidenden, grünen Zweig gekommen… 😉
Nerv getroffen, Ton getroffen, alles richtig gemacht?
Das kommt immer auf die Sichtweise an. Und weil Werbung ja für Menschen und nicht für Maschinen gemacht wird, müssen sich die Texter eben anpassen: dem Konsumverhalten, den Erwartungen, der Intelligenz… Wobei man manchmal echt den Eindruck gewinnen könnte, dass sich die Maschinen weiterentwickeln (und vielleicht noch ihre Erbauer), die sie benutzenden Menschen hingegen nicht. Umso schöner ist es, wenn mich als menschlicher Verbraucher und Gernleser doch noch etwas überraschen kann, wie dieser kleine feine Blogbeitrag hier, der nicht mosert, motz und meckert, sondern augenzwinkert. 😉
Ich habe keinen Blog und keine Webseite zum Gegenverlinken, wer dennoch wissen möchte, wer ich bin, was ich mache und vor allem, was ich so schreibe – der klickt auf meinen Namen oder googelt einfach mal. Wozu gibt es sonst solche Maschinen? 😛