…oder: Geburtstagserlebnis zwischen Natur, Nervenkitzel und Konditionsmangel
In schwindelerregender Höhe auf einem Skatebord von Baum zu Baum fliegen. Den Wald um mich herum, die Höhen und den inneren Schweinehund aus einem neuen Blickwinkel kennenlernen, Spaaaß haben – fester Boden: Fehlanzeige.
Klettern, baumeln, schwingen, balancieren, um Kräfte ringen, verzweifeln – jepp, so war er: der Nachmittag an meinem Geburtstag. Es war ein tolles Erlebnis, eine aufregende Herausforderung.
Ich gebe zu: Ich bin ein Geburtstagsflüchtling und mache mich gerne aus dem Staub. Letztes Jahr war ich auf Kreta und dieses Jahr – eben im Kletterwald Gießen.
Wie ich auf die Idee gekommen bin, weiß ich nicht mehr – aber sie war einfach genial.
Über Stangen und Balken, ab über die Kuhweide – und schließlich zu einem neuem Hobby
Wir haben auf dem Parkplatz Schiffenberg „festgemacht“ und sind bei idealem Wetter die 800 Meter zum Kletterwald gelaufen. Dort angekommen mussten wir die AGBs unterzeichnen, bezahlen, zur Klettergurt- und Helmausgabe und an einer Sicherheitseinweisung teilnehmen. Neben Regeln und dem Heranführen an die Funktionsweise der Sicherungssysteme wurden wir darauf aufmerksam gemacht, wie wir uns zu verhalten haben, wenn wir mal nicht weiterkommen sollten. Falls also mal jemand im Bereich Schiffenberg ein lautes „Weißer Heeeeeeeeeelm“ hört – das bin ich!
Insgesamt verfügt der Kletterwald über zehn Routen mit 120 Elementen bzw. Übungen unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade. Nein, wir haben NICHT alle geschafft – aber man muss ja noch Ziele haben.
Ein Tipp von mir: den K2-Parcours besser am Anfang in Angriff nehmen, damit niemandem über der Kuhweide die Puste ausgeht. Soll es alles schon gegeben haben. *hüstl*
Der Kletterwald Gießen soll die modernste Waldkletteranlage sein und mit einer Seilrutsche von gigantischen 460 Metern die längste überhaupt sein Eigen nennen können. Ein Vergleich zu anderen Anlagen habe ich (noch) nicht – aber ich bin mir sicher, dass Gießen die Messlatte sehr hoch gelegt hat.
Liebes Forest Adventures Team: Wie wäre es eigentlich mit Mitternachtsklettern, Event-Arrangements oder wenigstens mit Bänken – damit sich Muddi auch mal setzen, verschnaufen und Fotos machen kann?
Allgemeines über Kletterwald & Seilgarten
In einem Seilgarten sind Masten oder Bäume durch eigenschaftlich unterschiedliche Elemente (Slacklines, Balken, Seile) verbunden. Wenn eine Sicherung der Kletterer notwendig ist, wird die Anlage als Hochseilgarten bezeichnet.
Um einen Waldseilgarten, einen Kletterwald handelt es sich dann, wenn Strecken, Kletterpfade und Elemente zwischen Bäumen integriert sind.
Auch wenn von „Klettern“ die Rede ist, steht nicht das Klettern und Krackseln im Vordergrund, sondern Schwindelfreiheit, Körperbeherrschung und das „Kopfding“.
Unterscheidungskriterien:
- ist die Anlage fest und dauerhaft angebracht oder nur vorübergehend
- wie hoch sind die einzelnen Elemente
- welches Tragwerksystem weist der Seilgarten auf
- wie ist das Nutzungskonzept: touristischer oder pädagogischer Schwerpunkt
Pädagogisches Nutzungskonzept
Der Grundgedanke der einstigen Seilgärten liegt auf der Erlebnispädagogik. Beim Teamtraining wurde Kommunikationsbereitschaft und -fähigkeit greifbar gemacht und das Sozialverhalten gestärkt. Es ging nicht um Höhenüberwindung, sondern Problemlösungen. Sich gemeinsam einer Aufgabe stellen, sich gemeinsam freuen, wenn die Hürde gemeistert wurde. Selbstvertrauen stärken, sich Ängsten stellen, Erfolge erzielen, sich etwas zutrauen, an sich wachsen – Merkmale von Seilgärten mit pädagogischem Nutzen.
Touristisches Grundkonzept
Hier sind die Anlagen weniger auf die Pädagogik, sondern auf reine Abenteuer ausgerichtet. Die Anzahl an Hindernissen ist größer, „abstrakter“ und fun-orientierter. Es wird eine Anordnung geschaffen, die möglichst viele unterschiedliche Bewegungsabläufe anspricht und erfordert. Zudem wird viel Wert darauf gelegt, auch größeren Besucherzahlen gerecht zu werden – und eine spezielle Form der Freizeitgestaltung anzubieten.
sehr schöner Bericht – liebe Stephanie!
Hallo Stephanie!
Das ist ein wirklich toller Beitrag, der mir wieder so richtig Lust aufs Klettern macht. Ich war vor ein paar Jahren mal in einem Kletterpark/ Hochseilgarten im Sauerland und war sehr begeistert. Der Parcours war sehr interessant und ja, ab und zu hatte ich schon Muffensausen, obwohl ich wirklich kein Problem mit großen Höhen habe. 😉 Ich kann es wirklich Jedem empfehlen. Klettern in diesen Klettergärten ist, wie du schon sagst, nicht einfach nur „Herumkraxeln“, sondern ein Austesten seiner Grenzen, eine Überwindung des inneren Schweinehunds und körperliche Betätigung. Für mich war es ein „Sich selbst besser Kennenlernen-Tag“. Nur hatte ich nach den 3 Stunden Klettern Muskelkater an Stellen, die ich bisher noch nicht kannte.;) Ich fands toll und werde auf jeden Fall bald mal wieder Klettern gehen. 🙂
LG Christine